Schönheitspflege 2019: Markt stagniert – Naturkosmetik mit hohen Steigerungsraten

Nürnberg. Schönheitspflege 2019. Ein Plus von 1,8 Prozent beim Gesamtumsatz für Schönheitspflegeprodukte im Handel gab der Industrieverband Körperpflege und Waschmittel bei seiner Jahrespressekonferenz im Dezember 2019 bekannt. Das stärkste Umsatzwachstum erzielten dabei Haut- und Gesichtspflegemittel mit 3,3 Prozent mehr als in 2018. Bei der VIVANESS 2020 gab es dazu mit dem Naturkosmetikbranchenreport neue Marktzahlen. Ergebnis: Der Bereich Naturkosmetik – „zertifiziert“ und „naturnah“ – wächst. Der klassische Markt verliert hingegen. Er bleibt allerdings mit 4/5 des Marktes auf hohem Niveau.

Schönheitspflege 2019: Naturkosmetik mit 9 Prozent Umsatzplus

Den Naturkosmetikbranchenreport stellten Elfriede Dambacher (naturkosmetikkonzepte), Anna Scheepers (Gesellschaft für Konsumforschung (GfK)) und Sandra Lungu vom Marktforschungsinstitut Information Resources (IRI) informierten. Fazit, so Dambacher, dazu: „Mit 9 Prozent Umsatzplus allein in Deutschland gibt Naturkosmetik weiterhin den Ton an.“ 150 Veranstaltungsbesucher dokumentierten dort ein großes Interesse.

Schönheitspflege 2019: Naturkosmetik erreicht in Deutschland einen Marktanteil von 18,5 Prozent

Die Naturkosmetikexpertin, die 2008 den ersten Naturkosmetik Branchenreport herausgab, vertiefte zudem diese Entwicklung beim Überblick zum deutschen Kosmetikmarkt. Demnach wuchs die „Klassische Kosmetik“ im vergangenen Jahr um 1,5 Prozent. Die „Naturnahe Kosmetik“ erreichte außerdem ein Plus von 6,5 Prozent und die zertifizierte „Natur- und Biokosmetik“ steigerte, wie berichtet, ihren Umsatz um 9 Prozent. Hinsichtlich der Marktanteile in 2019 hieß das deshalb für Dambacher: „Diese beiden Teilmärkte des Kosmetikmarktes – Naturkosmetik und naturnahe Kosmetik – verfügen inzwischen über einen Marktanteil von 18,5 Prozent in Deutschland.

Schönheitspflege 2019: Zertifizierte Naturkosmetik mit 10 Prozent Marktanteil

Zertifizierte Naturkosmetik weist zudem allein einen Marktanteil von knapp 10 Prozent auf.“ Das Marktvolumen für die gesamte Naturkosmetik erreichte dadurch rund 1,38 Mrd. € im Lande. „Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft“, so die Branchenexpertin.

Schönheitspflege 2019: Rund 800.000 neue Käuferinnen und Käufer in 2019

Noch mehr als die Marktentwicklung erfreute Dambacher der Zuwachs an Konsumenten. „Der Naturkosmetikmarkt gewann 3,2 Millionen Kunden in den vergangenen drei Jahren. Allein im zurückliegenden Jahr waren es rund 800.000 neue Käuferinnen und Käufer, so eine Untersuchung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK)“, betonte sie.

Schönheitspflege 2019: Konsumenten verlangen mehr Transparenz bei Kosmetikprodukten – Neue Marken fragmentieren den Markt

Ein Grund für diese Entwicklung waren für Dambacher dabei immer besser informierte Konsumenten, die verstärkt hinterfragen, wofür Marken und Unternehmen eigentlich stehen. Während in den vergangenen Jahren mildere Inhaltsstoffe und Müllvermeidung das Kernthema gewesen sei, sei heute Transparenz auf der ganzen Linie gefragt. Vor allem jüngere Konsumenten suchten dabei Marken, die exakt ihrer Wertewelt entsprächen. Die Marktforscherin dazu: „Das spült jede Menge neuer Marken an die Oberfläche, die flexibel und kreativ auf den Bedarf eines immer stärker fragmentierten Marktes treffen.“

Schönheitspflege 2019: Vertriebswege allgemein – Drogerie, Online und Newcomer bauen aus

Die Vertriebswege für alle Kosmetikprodukte im Handel waren deshalb ebenfalls Thema. Nach naturkosmetikkonzepte bauten dort Drogerie- und Verbrauchermärkte ihren Anteil aus. Hinzukamen Discounter und Lebensmitteleinzelhandel (beides Newcomer) sowie Reformhaus und der Onlinevertrieb. Federn lassen mussten hingegen bisher klassische Vertriebswege wie der Naturkostfachhandel, Naturkosmetik Fachgeschäfte, Parfümerie, Apotheke sowie Kauf- und Warenhäuser.

Schönheitspflege 2019: Klassischer Handel bei 81,7 Prozent Anteil am Kosmetikmarkt – Einnahmensverluste von Minus 2,4 Prozent

Wie sehen die Umsatzveränderungen im Handel aus? Das untersuchte Sandra Lungu vom Marktforschungsinstitut Information Resources (IRI). Ihr Ergebnis: „Der klassische Markt bleibt mit 81,7 Prozent Anteil weiterhin der stärkste.“ In 2014 betrug dessen Marktanteil noch 85,7 Prozent. Beim Produktverkauf gab es für den klassischen Handel zudem Einkommensverluste von Minus 2,4 Prozent gegenüber 2018.

Schönheitspflege 2019: Plus 9,4 Prozent für „zertifizierte“ Naturkosmetikprodukte

Die beiden Naturkosmetiksegmente – naturnahe Kosmetik und zertifizierte Naturkosmetik – steigerten hingegen deutlich ihren Umsatz: Plus 6,4 Prozent für „naturnahe“ sowie plus 9,4 Prozent für „zertifizierte“ Produkte. Der gesamte Handel erlebte dadurch für Lungu einen Umsatzrückgang von 0,6 Prozent. Allerdings lag das für sie auch daran, dass immer mehr niedrigpreisige Naturkosmetika (etwa durch Duschgels) auf den Markt kommen und im klassischen Sektor Rabattschlachten stattfinden.

Schönheitspflege 2019: Gesichtspflege dominiert im Naturkosmetikmarkt

Lungu erhob zudem Daten, was die zumeist weiblichen Kunden im Naturkosmetikmarkt kaufen. Mit 43 Prozent waren das Gesichtspflegeprodukte. Zählt man Gesichtreinigung und -Masken dazu, beträgt deren Marktanteil sogar 57,1 Prozent. Körperpflege (21,5%) und Duschgels (13,9%) folgten weit abgeschlagen auf Rang zwei und drei.

Schönheitspflege 2019: Gesichtreinigung besonders beliebt

Einen Umsatzplus gab es dabei für alle diese Marksegmente. Besonders deutlich fiel das allerdings für die Gesichtreinigung (13,9%) und -Pflege aus (+12,2%). Körperpflege (+8,1%) und Duschgels (+4,5%) erreichten einen deutlich niedrigeres Umsatzplus.

Schönheitspflege 2019: Drogerie als beliebtester Vertriebsweg für Naturkosmetik

Schon im Gesamtmarkt dominierte in 2019 die Drogerie mit 54,4 Prozent bei der Schönheitspflege und steigerte dadurch den Marktanteil um 0,7 Prozent, so IRI. Für die Naturkosmetik gilt das besonders. Inzwischen werden nach den vorliegenden Daten 80 Prozent alles Produkte in der Drogerie verkauft. Eine Steigerung von 9,5 Prozent gegenüber 2018. Besonders legten dabei die Discounter, Groß- und Supermärkte mit 18,6 Prozent, 17,2 sowie 10,8 Prozent zu. Dort spielen vor allem neue Eigenmarken eine gewichtige Rolle. Für den Online-Handel errechnete Lungu zudem eine Steigerung von 42 Prozent. Allerdings von einem niedrigen Niveau aus.

Schönheitspflege 2019: Parfümerie und Kaufhaus – geringer Anteil am Naturkosmetikmarkt

Der Parfümerie und das Kaufhaus nutzten die Konsumentinnen hingegen in 2019 deutlich weniger für ihren Einkauf. Im Gesamtmarkt waren dies 17,5 (Parfümerie) bzw. 2,7 Prozent. Bei der Naturkosmetik schrumpfte dieser Anteil zudem auf 7,3 (Parfümerie) bzw. wuchs auf 3,1 Prozent.

Schönheitspflege 2019: Konsumenten greifen häufiger zu Naturkosmetikprodukten

Nutzerzahlen zur Naturkosmetik legte zudem Anna Scheepers (GfK) vor. Ihr Datenmaterial veranschaulichte, dass der Neuzuwachs bei den Verbrauchern im Naturkosmetikmarkt zwar nur 4,8 Prozent betrug (rund 837000 Käufer). Das Klientel jedoch deutlich häufiger Naturkosmetika einkaufte. „Wir haben dort einen Zuwachs bei der Frequenz von 6,5 Prozent festgestellt“, berichtete sie. Das führte somit zum Zuwachs von 9 Prozent für dieses Marksegment.

Schönheitspflege 2019: Einkaufsbudget steigt trotz sinkender Produktpreise

Der Blick auf den Kassenzettel bestätigte für Scheepers diesen Eindruck. Trotz sinkender Produktpreise wuchs der Einkaufswert bei der zertifizierten Naturkosmetik um 4,5 Prozent, bei der naturnahen Kosmetik um 3 Prozent während die klassische Kosmetik Einnahmenverluste von 0,5 Prozent hinnehmen musste. Allerdings zeigte sich auch hier, dass die Konsumenten für klassische Kosmetika deutlich tiefer in die Tasche greifen als für zertifizierte Produkte. Das hieß durchschnittlich 29,94 Euro für zertifizierte Naturkosmetik, 21,49 Euro bei naturnaher Kosmetik sowie 95,90 Euro für klassische Produkte.

Schönheitspflege 2019: Naturkosmetik beim Nachwuchs und ehemaligen Eltern beliebt

Wer sind diese Käufer von Naturkosmetikprodukten? Scheepers berichtete, dass laut dem Consumer Panel von Juni 2019 etwa 18 Prozent der Verbraucher Naturkosmetikfans sind. Diese setzen sich vor allem zusammen aus Eltern (41%), deren Nachwuchs die heimische Wohnung verlassen hat (empty nesters), sowie jungen Singles (19%) und Familien (20%).

Schönheitspflege 2019: 51 Prozent der Gesamtkäuferschaft sind Wechselnutzer

Eine weitere Käufergruppe sind mit einem Anteil von 51 Prozent so genannte „Trialists“. Letztere nutzen Naturkosmetika ebenso wie klassische Kosmetikprodukte. Hierbei stechen für Scheepers insbesondere die “ empty nesters“ hervor, deren Anteil an der Käufergruppe 46 Prozent beträgt. Der Nachwuchs – Singles und junge Familien – kommen hier zusammen auf 31 Prozent.

Schönheitspflege 2019: GfK startet Studie zum Naturkosmetik- und -pflegemarkt

Die Käuferschaft, die allein klassische Schönheitspflegeprodukte kaufen, beträgt somit nur noch 31 Prozent. Meike Sommer (GfK) startet deshalb im Sommer 2020 eine größere GFK-Studie zum Naturkosmetik- und -pflegemarkt. „Wir befragen dabei 40000 Teilnehmer repräsentativ für die Gesamtbevölkerung über 18 Jahren (68,6 Millionen Bürger) quer durch die Bundesrepublik zum Thema“, berichtete Sommer dazu. Fragen sind dabei: Wer gibt wie viel Geld wie häufig sowie wann und wo für welches Naturkosmetik- bzw. -Pflegeprodukt aus?

Zum Naturkosmetikbranchenreport

Der Naturkosmetikbranchenreport gibt es bei Mirja Eckert von THE NEW. Zum 1. Januar 2020 übernahm Eckert „naturkosmetik konzepte“ von Elfriede Dambacher, inklusive des von ihr entwickelten Marktforschungskonzeptes zur Analyse des Naturkosmetikmarktes. Weitere Informationen zu den Marktstudien von naturkosmetik konzepte sowie das Interview „Neue Impulse für die Naturkosmetikbranche“ mit Elfriede Dambacher und Mirja Eckert gibt es unter: www.thenew.online.

[Text/Bild: Elfriede Dambacher; IRI; GfK; kosmetiknachrichten.de/kosmetiknachrichten.de]