Zürich. Den Boom des Onlinehandels in der Schweiz und Österreich untersuchte das Institut für Marketing Management der ZHAW School of Management and Law. Diese stellte dabei fest, neun von zehn Onlineshops wuchsen während der Pandemie. Die Hälfte gewann zudemsehr viele Neukunden. Rund 40 Prozent verzeichnen darüber hinaus eine höhere Bestellfrequenz. Auch für die Zukunft erwarten die meisten Shops ein zusätzliches Wachstum, wie eine ZHAW-Studie zeigt.
Boom des Onlinehandels: Onlineshop-Betreiber gewinnen bis zu 50 Prozent mehr Kunden
Der starke Zuwachs des Onlinehandels seit Pandemiebeginn setzt sich bis heute fort: Neun von zehn Onlineshop-Betreibern in der Schweiz und Österreich haben in den letzten anderthalb Jahren neue Kundinnen und Kunden gewonnen, 51 Prozent sogar sehr viele. Zudem kaufen die Konsumentinnen und Konsumenten bei rund 40 Prozent der Anbieter häufiger ein. Bei jedem zweiten davon kauften sie außerdem zusätzlich größere Mengen. 88 Prozent der Onlinehändler verzeichneten 2020 ein Umsatzwachstum, bei mehr als einem Drittel war es mit über 30 Prozent sehr stark. Zu diesen Resultaten kommt die aktuelle Onlinehändlerbefragung von 365 Onlineshops der ZHAW School of Management and Law.
Boom des Onlinehandels: Rekordumsatz erwartet
„Viele Onlineshops profitieren in der jüngsten Vergangenheit somit gleich dreifach: vom Zustrom neuer Kundinnen und Kunden sowie von höheren Einkaufsmengen und –frequenzen“, sagt ZHAW-Forscher Darius Zumstein. „Insgesamt schätzen wir, dass der Umsatz im Schweizer Onlinehandel 2021 mindestens 15 Milliarden Franken erreichen wird. Das ist ein Plus von beinahe 50 Prozent im Vergleich zu 2019“, so der Forscher dazu weiter. 92 Prozent der Onlinehändler erwarten darüber hinaus auch für die Zeit nach der Pandemie ein nachhaltiges Wachstum: 23 Prozent ein starkes und 69 Prozent ein moderates.
Die befragten Onlineshops verzeichneten 2020 in sämtlichen Produktgruppen einen Anstieg der Bestellungen gegenüber 2019. Besonders stark legt dort Garten- und Do-it-yourself-Artikel, Spielwaren, Möbeln und Sportgeräten sowie Lebensmittel zu. Die sehr starke Nachfrage im Bereich Computer-, Multimedia- und Elektrogeräte im Frühling 2020 verflachte inzwischen etwas.
Boom des Onlinehandels: Neue Arbeitsplätze
Als Reaktion auf das Wachstum stellte die Mehrheit der Onlinehändler zusätzliches Personal ein. Beispielsweise im Lager und in der Bestellverarbeitung. Viele sogenannte «Omnichannel»-Anbieter, die sowohl stationäre Ladengeschäfte als auch Onlineshops betreiben, bauten außerdem ihre E-Commerce-Abteilungen aus oder werteten sie organisatorisch auf. „Die Coronakrise bewirkte diesbezüglich einen deutlichen Digitalisierungsschub“, sagt deshalb Zumstein. Viele Onlinehändler investierten weiter in den Ausbau ihrer Lagerkapazitäten und in ihre IT-Systeme. Inzwischen verkauft mehr als die Hälfte ihre Produkte auch auf virtuellen Marktplätzen wie Digitec Galaxus oder Amazon. Das sind deutlich mehr als noch 2019.
Boom des Onlinehandels: Intensivierter Wettbewerb
Zu den aktuellen Herausforderungen der Onlinehändler gehören unter anderem Probleme bei der Beschaffung. Rund drei von vier Anbietern geben deshalb an, dass Lieferanten verzögert oder gar nicht liefern können. Daneben spüren 70 Prozent einen zunehmenden Wettbewerbs- und Preisdruck. Unter den Omnichannel-Anbietern erwartet mehr als die Hälfte, dass es in den kommenden Jahren weniger stationäre Ladengeschäfte geben wird. „Ein Teil der Betreiber wird wohl vermehrt auf neue Ladenformate setzen. Beispielsweise Erlebnisgeschäfte oder Showrooms, in denen nur ausgewählte Produkte aus dem Onlinesortiment präsentiert und verkauft werden“, meint Zumstein.
Boom des Onlinehandels: Kreditkarte und Rechnung als Standardzahlungsoptionen
Die Standardzahlungsoptionen im Onlinehandel bleiben wie in den Vorjahren Kreditkarte und Rechnung. Nochmals zugenommen hat die Verbreitung mobiler Verfahren: So bieten beispielsweise 52 Prozent der Shops die Zahlung mit TWINT an. Technisch im Hintergrund abgewickelt werden die Überweisungen am häufigsten über PayPal, Post Finance, Worldline und Datatrans.
Boom des Onlinehandels: Vierte Ausgabe der Studie
Die «Onlinehändlerbefragung 2021» führt das Institut für Marketing Management der ZHAW School of Management and Law vom 8. Juni bis 4. September 2021 durch. An der digitalen Umfrage nahmen dabei 365 Onlineshops aus den Bereichen Business-to-Consumer (B2C) und Business-to-Business (B2B) sowie Hersteller-Onlineshops teil. Neben 284 Schweizer Anbietern waren erstmals auch 63 aus Österreich vertreten. Das ermöglicht Vergleiche zwischen den beiden Nachbarländern. Die Untersuchung erschien dieses Jahr zum vierten Mal.
[Text/Grafik: ZHAW School of Management and Law]