Handelslogistik der Zukunft: Experten diskutieren an der THI

Ingolstadt. Wie wichtig eine genau durchdachte Handelslogistik ist, weiß jeder, der schon einmal gleichzeitig mehrere Paketlieferungen erwartet hat, und dann an einem Tag gleich mehrfach vom Zustelldienst aus dem Haus geklingelt wurde. Eine zeit- und kostenintensive Angelegenheit, sowohl für den Kunden als auch den Händler.

An der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) kamen nun unter der Leitung THI-Professor Stefan Rock Experten der Handelslogistik aus ganz Deutschland zusammen, um darüber zu sprechen, wie das alltägliche Logistik-Geschäft im Handel vereinfacht werden kann und: wo Trends für die Zukunft liegen. Diese vertraten 25 Handelsunternehmen sowie handelsnahe Unternehmen waren bei diesem Arbeitskreis-Treffen versammelt.

Die Fragen: Welche neuen Impulse für das Tagesgeschäft lassen sich erkennen? Und welche Rolle spielt Digitalisierung in der Handelslogistik?

Datenbrillen in der Handelslogistik

Datenbrillen in der Handelslogistik war ein Thema. Ein Einsatzbereich könnte nach Ansicht der Experten in der Kommissionierung von Waren liegen. Hier könnte die Brille anzeigen, welche Waren für den Kunden in welcher Form zusammengestellt werden müssen.

Gefahrenstoffe im kosmetischen Handel

Dem Umgang mit Gefahrenstoffen im Handel nahmen sich die Fachexperten vor dem Hintergrund des E-Commerce und des Omnichannel-Handels ebenso an.

Professor Stefan Rock ging dafür auf Nachfrage auf alltägliche Gefahren im Kosmetikhandel ein: „Gefährliche Waren sind im Handel, insbesondere im kosmetischen Handel allgegenwärtig, auch wenn uns dies nicht immer bewusst ist. Beispielhaft sind Haar- oder Deosprays oder Nagellackentferner zu nennen. Viele Produkte werden in Druckgasbehältnissen angeboten oder enthalten Lösungsmittel oder ätzende Substanzen. All diese Produkte sind logistisch, insbesondere bei der Lagerhaltung und beim Transport sensibel zu handhaben. U. a. ist ein Sicherheitsdatenblatt vorzuhalten. In vielen Fällen werden die Anforderungen, die aus der Besonderheit der Produkte an den Transport und die Lagerhaltung gestellt werden nicht erfüllt, Produktdatenblätter sind nicht vorhanden oder unvollständig. Herausforderungen bestehen in der Sicherstellung der Handhabung in den genannten Bereichen genauso, wie bei der Präsentation der Waren im Verkaufsraum.

Warenversand gleich Gefahrgütertransport ?

Ein bisher wenig bedachter Aspekt ist beim Versand der Waren von Interesse: Was geschieht, wenn solche „Gefahrgüter“ versandt werden? Für ein einzelnes Paket ist eine gesonderte Kennzeichnung aufgrund einer wohl eher geringeren Menge als Packungsinhalt weniger gefahrvoll. Aber was passiert, wenn ein Kurier- und Expressdienst die Distribution von Paketen übernimmt und nicht nur ein Packet mit diesen Artikeln transportiert, sondern mehrere. Wird dieser dann zu einem Gefahrguttransport, für den wiederum veränderte Vorschriften gelten? Hat dies Auswirkungen auf das Sortiment, das Online den Kunden angeboten wird (Werden solche Artikel ausgeklammert?)? Was passiert, wenn es zu einem Zwischenfall mit Schäden kommt? Haftet der Versender mit?

Auslöser dieser Diskussion zur Handelslogistik war ein Zwischenfall in Oberbayern: Ein Transporter, der einen Eimer Fliesenkleber mit sich führte, kam in eine Polizeikontrolle. Nicht nur der Fahrer des Lieferwagens bekam eine empfindliche Strafe – u. a. wohl auch, weil die Ladung „Gefahrstoff Fliesenkleber“ aus Sicht der Polizei nicht ausreichend gesichert war – sondern auch der Marktgeschäftführer wurde mit einer empfindlichen Geldstrafe und Punkten in Flensburg belangt.“

Warenzustellung bündeln nach Stadtteilen

Auch in Sachen Paketzustellung erhielten die Arbeitskreis-Mitglieder neue Ideen: Um zu vermeiden, dass Personen mehrere separate Lieferungen am gleichen Tag erhalten, könnte man Bestellungen – gerade auch von verschiedenen Handelsunternehmen – bündeln und nach Stadtteilen geordnet von einem zentralen Dienst zustellen lassen. Eine solche Möglichkeit, so die Experten, könnte allen Beteiligten deutlich an Aufwand sparen.

[Text/Bild: Professor Stefan Rock; Technische Hochschule Ingolstadt/Technische Hochschule Ingolstadt]