dm: Der Kongress „ZEITZEICHEN – Soziale Fragen der Gegenwart“ setzt auf mehr Bürgerbeteiligung

dm. 2014 führte der Netzwerkforscher Prof. Dr. Peter Kruse die Studie „Deutschland im Wandel: Systemoptimierung oder Paradigmenwechsel?“ durch. Das Ergebnis war ebenso eindeutig wie niederschmetternd: Unsere Gesellschaft driftet auseinander.

dm: Studie von Kruse zeigt: Deutschland braucht eine grundlegende Neuorientierung

Weit über die Hälfte der Bürger hat das Gefühl, dass sich die Solidarität dem Gefrierpunkt nähert. Es dominiert ein tiefes Gefühl der Resignation. Politik, Wirtschaft und eine immer schmalere Elite von „Leistungsträgern“ orientieren sich nicht mehr am Gemeinwohl, sondern an Einzelinteressen. Einigkeit besteht nur darin, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann. Vier Fünftel der Menschen sind sich sicher: Deutschland braucht eine grundlegende Neuorientierung. „Das kulturelle Band gemeinsamer Werte und Überzeugungen ist in unserer Gesellschaft zum Zerreißen gespannt“, so Kruse. „Man wundert sich umso mehr, dass Führungskräfte in Politik und Wirtschaft nur selten auf die Idee kommen, die Menschen an ihren Entscheidungsprozessen zu beteiligen. Da liegen riesige Ressourcen an verteiltem Wissen und kollektiver Intelligenz brach.“

dm: Kongress ZEITZEICHEN ging brennenden sozialen Fragen nach

Diesen Impuls nahmen dm, der Deutsche Kinderschutzbund und die GLS Bank Stiftung auf. Der Kongress ZEITZEICHEN sollte den brennenden sozialen Fragen der Gegenwart nachgehen. Am 5. Februar 2015 trafen sich im Berliner Veranstaltungszentrum Kosmos mehr als 300 engagierte Bürgerinnen und Bürger aus allen gesellschaftlichen Bereichen. Sie diskutierten über Themen wie nachhaltige Entwicklung, wirtschaftliche Teilhabe und gerechtere Bildungschancen für alle oder Auswege aus den ökonomischen Zwängen in Gesundheit und Pflege.

GLS Bank Stiftung: Wirtschaftsbürger anstatt Demokratiebürger

Für Lukas Beckmann, Vorstand der GLS Bank Stiftung, lautet eines der Ergebnisse: „Die Menschen wollen nicht nur Demokratiebürger sein, sondern zunehmend auch Wirtschaftsbürger. Und zwar nicht nur als Gehaltsempfänger und Konsumenten, sondern auch als Produzenten, Investoren und Mitentscheider.“ Dafür seien Genossenschaften optimale Netzwerke. Insgesamt habe die Veranstaltung „Mut zur Partizipation“ gemacht.

dm: moderierten Netzwerk sammelt beim Kongress über 3000 Beiträge

Wie Bürger sich aktiver beteiligen könnten, war nicht nur Thema der Tagung. Diese selbst ging in punkto Partizipation neue Wege. Statt der üblichen Expertenreferate stand die Diskussion von Ideen und praktischen Veränderungsvorschlägen aller Teilnehmer im Mittelpunkt. In einem moderierten Netzwerk aus 100 Computern wurden über 3000 Beiträge gesammelt, teils detailliert ausgeführt und kritisch kommentiert. „Das war für die Teilnehmer richtig harte Arbeit“, so Erich Harsch, Vorsitzender der Geschäftsführung von dm. „Aber Dialog und Vernetzung können unglaublich viel positive Energie freisetzen. Es gilt, Betroffene zu Beteiligten zu machen. Sobald Menschen merken, dass ihre Stimme Gewicht hat, meckern sie nämlich weniger über Probleme und Blockaden. Stattdessen machen sie haufenweise konstruktive Vorschläge.“

Deutscher Kinderschutzbund: Menschen können in einen glaubwürdigen Dialog treten

Fazit von Christian Briesen, Leiter Kommunikation des Deutschen Kinderschutzbundes: „Der Kongress ZEITZEICHEN hat eindrucksvoll bewiesen, dass es möglich ist, mit den Menschen in unserem Land in einen ernstgemeinten und glaubwürdigen Dialog zu treten. Auch das ist ein Zeitzeichen.“ Die Ergebnisse werden derzeit systematisch ausgewertet und dann auf der ZEITZEICHEN-Homepage (www.sozialefragen.de) der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Auch die Studie „Deutschland im Wandel“ wird dort in Kürze verfügbar sein. Darüber hinaus geht sie an alle Abgeordneten des Deutschen Bundestages und der 16 Landtage.

[Text/ Bild: dm/ Stefanie Göbe]