Gottlieb Duttweiler Institut: Die wichtigsten Innovationstrends 2024

Rüschlikon/Zürich. Das Gottlieb Duttweiler Institut, das sich seit 1962 mit Zukunftsforschung beschäftigt hat eine Übersicht der wichtigsten Trends erstellt. Deren Ausgangsfragen dabei: Welche Innovationen werden das Jahr 2024 prägen? Welche Neuerungen und Veränderungen gibt es im Handel und bei unserer Ernährung? Wo wird Künstliche Intelligenz eingesetzt? Der Schweizerische Drogistenverband mit Sitz in Biel wies in seiner aktuellen d-Mail auf diese Trendforschungen hin.

Gottlieb Duttweiler Institut: Circular Commerce

Alternativen zum Primärkonsum werden wichtiger: KonsumentInnen, Wirtschaft und Politik möchten dabei die Lebenszyklen der Produkte verlängern. So werden KonsumentInnen Bestehendes länger verwenden. Die Wirtschaft bietet zudem vermehrt Secondhand und Reparatur- und Leihangebote an. Die Politik fördert außerdem über Anreize und Vorschriften die Kreislaufwirtschaft. Gleichzeitig verliert rein materieller Besitz an Bedeutung.

Gottlieb Duttweiler Institut: Just-walk-out-Checkout

​​Weil Warteschlangen zu lang sind, gehen dem stationären Handel allein in Grossbritannien jährlich eine Milliarde an Umsatz verloren. Ein Viertel der Briten und Britinnen will nicht länger als zwei Minuten an der Kasse warten. Sonst brechen sie den Einkauf ab. Nach vier Minuten Wartezeit steht dadurch bereits mehr als die Hälfte (59 %) kurz vor dem Kaufabbruch. Nach 5 Minuten sind es zudem 73 %. Wer einmal den Einkauf genervt abgebrochen hat, besucht deshalb dieses Geschäft wahrscheinlich so schnell nicht wieder. Zahlreiche Unternehmen investieren daher derzeit in kassenlose Systeme (Just-Walk-Out-Technologie, beispielsweise von Trigo). 2018 gab es weltweit schätzungsweise 350 Geschäfte mit autonomem Checkout. Bis 2024 wird diese Zahl zudem voraussichtlich auf 10’000 ansteigen. Noch sind die meisten Just-Walk-Out-Läden kleinflächige Convenience-Stores.

Gottlieb Duttweiler Institut: Retail Media

Die Werbung verlagert sich zunehmend an den Point-of-Sale. Das geschieht dabei sowohl online (bspw. erste Platzierungen bei Amazon) wie auch offline (Bildschirme in Läden bspw. von Cyreen oder Advertima). Je näher man am Kauf selbst ist, desto effektiver ist dort die Werbebotschaft. Händler auf der ganzen Welt nutzen deshalb Flächen in ihren Läden oder Webpages, um zusätzliche Umsätze zu erwirtschaften.

Gottlieb Duttweiler Institut: In-Store-Analytics

Für Online ist das messen des Kaufverhaltens über Tracking-Tools schon seit Jahren detailliert möglich. Die Analyse des Kaufverhaltens in Läden ist allerdings ungleich schwerer. Doch In-Store-Analytics haben massive Fortschritte gemacht. Sensoren und Kameras zeichnen inzwischen die Bewegungen von KundInnen anonymisiert und strukturiert auf: Dadurch gelangen Läden an Infos über Laufwege, Verweildauer vor Regalen, Wartezeiten an Kassen oder Kaufabbrüche.

Gottlieb Duttweiler Institut: Quick-Commerce

Seit 2020 flossen in Quick-Commerce-Lieferdienste wie Getir, Flink oder GoPuff mehr als fünf Milliarden US-Dollar. Allein auf Android wurde die App von Getir weltweit 28 Millionen Mal heruntergeladen. Die On-Demand-Lieferdienste versprechen dort eine Lieferung innerhalb von Minuten. Sie senken damit die Vorstellungen von einer angemessenen Lieferzeit auch in anderen Bereichen. Allerdings sind trotz aller Beliebtheit viele Quick-Commerce-Start-ups noch nicht profitabel.

Gottlieb Duttweiler Institut: AI Service Agents

Interaktionen mit Chatbots für Serviceanliegen ersetzen vermehrt persönliche Interaktionen. Chatbots werden dabei zunehmend menschenähnliche Unterhaltungen führen. Beispielsweise testen Fastfood-Restaurants derzeit AI-Drive-Through-Assistenten, die personalisierte Angebote und Echtzeit-Bestseller anbieten.

Gottlieb Duttweiler Institut: AI-Avatare

KundInnen verwenden Avatare, um sich selbst zu repräsentieren. Dadurch schaffen sie sich eine digitale Identität.

Darüber hinaus werden beispielsweise in einer Umkleidekabine KundInnen gescannt und anonyme Avatare mit der genauen Körperform erstellt. Die Masse der KundInnen werden dann mit der Datenbank verglichen. Mit KI-Unterstützung erhalten diese anschließend eine Empfehlung für die am besten passenden Modelle.

Gottlieb Duttweiler Institut: Aktivistischer Konsum

Unter aktivistischem oder Purpose-driven Konsum versteht man die Entscheidung von KonsumentInnen für Produkte und Dienstleistungen auf Basis ihrer Werte und Überzeugungen. Purpose-orientierter Konsum kurbelt demnach die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen an, die mit den Werten der Konsumenten übereinstimmen. Diese ermutigt somit im Idealfall Unternehmen dazu, nachhaltigere und ethischere Praktiken entlang der gesamten Lieferkette einzuführen. Das heißt damit von der Rohstoffbeschaffung bis zu Verpackung und Transport. Innovationen und Investitionen in diesen Bereichen werden wahrscheinlicher.

Gottlieb Duttweiler Institut: Food as Medicine

Konsumentinnen werden gesundheitsbewusst. Sie suchen deshalb nach Lebensmitteln, die nicht nur gut schmecken, sondern auch eine Reihe von Gesundheitsvorteilen bieten. Für die Food-as-Medicine-Bewegung ist damit Ernährung ein integraler Bestandteil des Wohlbefindens. Es ist für sie zudem ein gesunder Lifestyle als Basis für Krankheitsprävention und ein langes Leben. In der Gesundheitsvorsorge werden daher heute Ernährungspläne zur Vorbeugung, Kontrolle und Behandlung von Krankheiten eingesetzt. Damit gewinnen funktionelle Lebensmittel und die personalisierte Ernährung weiter an Bedeutung.

Gottlieb Duttweiler Institut: Nachhaltige Haustiernahrung

Allein in den USA gibt es mehr als 163 Millionen Hunde und Katzen. Ihre Ernährung besteht zu einem grossen Teil aus tierischen Produkten. Diese hinterlassen dadurch einen beträchtlichen ökologischen Fussabdruck. Etwa 25–30 Prozent der Umweltauswirkungen der tierischen Landwirtschaft entstehen deshalb durch das Futter für Hunde und Katzen.

Durch die Verwendung alternativer Proteinquellen für das Tierfutter wie Insekten, Algen, Fleisch und Fisch auf Zellbasis oder pflanzliche Zutaten verringern Hersteller inzwischen ihre Abhängigkeit von konventionellem Fleisch. Sie tragen dazu bei, die Umweltauswirkungen der Produktion von Haustiernahrung zu reduzieren.

Gottlieb Duttweiler Institut: Creator Economy

Längst entwickelten sich die sozialen Medien von einem Zeitvertreib zu einer eigenständigen Wirtschaft. Innerhalb der nächsten fünf Jahre werden deshalb schätzungsweise eine Milliarde Menschen als Content Creators tätig sein. Die Creator Economy beschreibt dabei den Trend, dass Konsumenten ihre eigenen (digitalen) Inhalte erstellen. Diese vermarkten sie und werden so zu ProduzentInnen. Köche und Food-Blogger können so Einfluss und Reichweite nutzen, um das Bewusstsein für Themen wie Foodwaste, nachhaltige Landwirtschaft und gesunde Ernährungsgewohnheiten zu schärfen. Sie ermutigen dadurch die Konsumentinnen, nachhaltige Ernährungsentscheidungen zu treffen.

Gottlieb Duttweiler Institut: Fleisch aus dem Labor

Bei der zellulären Landwirtschaft geht es nicht um einen pflanzlichen Ersatz von Fleisch, sondern um eine komplett neue Produktionsweise. Das heißt Fleisch, das nicht von einer geschlachteten Kuh stammt, sondern aus Stammzellen im Bioreaktor gezüchtet wird.

Diese neue Art von Fleisch wird heute zwar viel diskutiert. Allerdings liegt es aufgrund der geringen Verfügbarkeit und fehlenden regulatorischen Zulassungen erst an sehr wenigen Orten auf dem Teller (Singapur & USA). Im Juli 2023 reichte das israelische Aleph Farms einen Zulassungsantrag in der Schweiz ein. Das Verfahren wird voraussichtlich nicht vor 2025 abgeschlossen sein.

Gottlieb Duttweiler Institut: True Cost of Food

Die Herstellung und der Konsum von Lebensmitteln erzeugen externe Kosten, die nicht bei der Preiskalkulation berücksichtigt werden. Die True Costs of Food berücksichtigen die realen Kosten der Lebensmittelproduktion. Sie schaffen damit eine faire, realistische Preisstruktur. Der True Price ist dabei: Marktpreis + Umweltkosten + soziale Kosten.

Würden wir Preise flächendeckend auf diese Weise kalkulieren, würde lokales Bio-Gemüse günstiger. Fleisch aus Massentierhaltung wird hingegen wesentlich teurer. Schließlich reflektiert True Costs of Food nun die wahren Kosten hinter dem Produkt. Somit würde sich auch das Konsumverhalten verschieben, da umweltschädliche oder ungesunde Produkte nicht mehr so billig zu haben sind. Ökologische und gesunde Produkte werden dafür erschwinglicher.

Zur Geschichte des Instituts

1962 legte der Schweizer Einzelhandelspionier Gottlieb Duttweiler den Grundstein für das Institut, GDI. Sein Ziel: ein Institut aufzubauen, in dem das freie Denken über die Zukunft der Welt im Mittelpunkt steht, das zum wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt beiträgt und Menschen vor den Profit stellt. 

Und dieser Vision sind wir bis heute treu geblieben. Am GDI wecken wir Mut und stillen Neugier. Wir inspirieren und befähigen Menschen und Organisationen, ihre Branchen zu gestalten und den Blick in die Zukunft positiv zu erleben. 

Gottlieb Duttweiler Institut: Zur Arbeit

UNSERE THEMEN:  Das GDI fokussiert seine Tätigkeiten auf die Branchen Handel, Food und Gesundheit und beleuchtet diese aus den Perspektiven Konsum, Gesellschaft, Technologie und Umwelt. 

ZUKUNFTSFORSCHUNG: Die Forscherinnen und Forscher des GDI Think Tank analysieren Trends über ihre gesamte Lebensdauer hinweg, erstellen mögliche Zukunftsszenarien und laden Sie ein, über die Relevanz dieser Entwicklungen für Ihr Unternehmen nachzudenken.

STRATEGISCHE INNOVATION: Zukunftsdenken ist nur nützlich, wenn es die Entscheidungsfindung verbessert. Gemeinsam mit Ihnen übersetzt das GDI Erkenntnisse in zielgerichtete Lösungen mit spezifischem Geschäftswert. 

[Text/Bild: GDI]