Duftstoffe in Kosmetik – schön, aber manchmal auch problematisch

Darmstadt. Gerüche und Düfte können bei uns Menschen unterschiedliche Gefühle, Empfindungen und Erinnerungen auslösen“, erklärt das Internetmagazin haute.de in einem aktuellen Beitrag. Der Geruchssinn ist stets bereit zur Aufnahme und lässt sich bewusst nicht abstellen. Bei Überreizung schaltet er sich jedoch selbst aus. Unmittelbar vermittelt er durch die Nase eine Art emotionale „Erregungen“ und ruft dadurch subjektive Gefühlserinnerungen auf. Die Duftreize sprechen dabei jedoch nicht nur angenehme, sondern auch unangenehme Empfindungen an. Und das in Sekundenbruchteilen: Riechreize lösen somit blitzschnell Stimmungen aus.

Duftstoffe in Kosmetik: Der Geruchssinn verknüpft sich eng mit dem Erinnerungsvermögen

Ein aus der Kindheit wohl bekannter Geruch kann beim Erwachsenen spontan Erinnerungen an Orte oder Begebenheiten aus jungen Jahren erwecken. „Für uns als angenehm empfundene Düfte sprechen uns damit an und lösen positive Empfindungen aus“, betont haut.de. Sie erfreuen, beleben, entspannen dadurch, sorgen für gute Laune oder wecken schöne Erinnerungen. So ist es auch bei kosmetischen Düften. Ein Parfum oder After-Shave kann das Duftgedächtnis wecken und Erinnerungen und Gefühle auslösen. Denn der Geruchssinn ist mit dem Erinnerungsvermögen eng verknüpft. Er „steuert” somit Gefühle und Reaktionen. Es ist daher nur nachvollziehbar, dass Duftstoffe auch in Produkten für die Hautpflege und den Haushalt zum Einsatz kommen.

Duftstoffe in Kosmetik: Aktuelles Themenheft zu „Duftstoffen“

Die VERBRAUCHER INITIATIVE e.V. veröffentlichte aktuell ein Themenheft zu „Duftstoffen“. Die Initiative erörtert dabei auch Fragen zu duftenden Inhaltsstoffen von kosmetischen Produkten. Sie beschäftigt sich dort außerdem mit unerwünschten Wirkungen. Beispielsweise Kontaktallergien. Im Interview erklärt Fachreferentin Alexandra Borchard-Becker, auf welche Kennzeichnungsregeln beim Einkauf zu achten ist.

Duftstoffe in Kosmetik: Verbraucherthema Allergien als Schwerpunkt

haut.de: Die Welt der Düfte ist an Vielfalt kaum zu übertreffen. Die Raffinessen unterschiedlicher Duftnoten sprechen deshalb viele „feine Näschen“ an. Für manche gibt es aber auch nur zwei Kategorien: Etwas riecht „gut“ oder eben „nicht gut“. Was waren die Beweggründe für die Verbraucher-Initiative, sich intensiv mit dem Thema Duftstoffe zu beschäftigen? Inwieweit ist dies ein Verbraucherthema?

A. Borchard-Becker: Ob Kosmetika oder Waschmittel, an Duftstoffen kommen Verbraucher:innen kaum vorbei, denn sie sind in einem großen Teil der Produkte enthalten. Daher möchten wir mit diesem Themenheft fundierte Informationen und praktische Tipps bereitstellen, die sie für den Umgang mit duftstoffhaltigen Produkten und für ihre Kaufentscheidungen nutzen können. Sie erfahren, woran der Einsatz von Duftstoffen zu erkennen ist. Sie erhalten zudem Empfehlungen zum Einkauf und zur Anwendung.

Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den Duftstoff-Allergien. Hier geht es u.a. darum, die mit Duftstoffen verbundenen möglichen Risiken näher zu beleuchten. Was das allergische Potential von Duftstoffen betrifft, gibt es einige Unterschiede zwischen den einzelnen Verbindungen. Nicht alle kennzeichnungspflichtigen Duftstoffe sind starke Allergene.

Duftstoffe in Kosmetik: Was sollten Verbraucher:innen beim Kauf von Düften beherzigen?

haut.de: Im Handel sind über 1.000 verschiedene Duftwässer erhältlich und jährlich kommen etwa 200 neue Düfte hinzu, lösen eventuell vorhandene Parfums ab. Was sollten Verbraucher:innen beim Kauf von Düften beherzigen?

A. Borchard-Becker: Überlegen Sie schon vor dem Gang in die Parfümerie, welche grundlegende Duftrichtung der neue Duft haben soll. Die grobe Einteilung in blumig, frisch, fruchtig, holzig und würzig kann eine erste Orientierung bieten. Hilfreich kann es außerdem sein, wenn Sie dem Verkaufspersonal sagen, welche Düfte oder Duftrichtungen Sie in der Vergangenheit gerne verwendet haben.

Klären Sie zudem im Vorfeld, wie intensiv der neue Duft sein und wie lange er anhalten soll. Bei einem Eau de Cologne oder einem Eau de Toilette verfliegt der Duft schneller als bei einem höher konzentrierten Eau de Parfum oder einem Parfum. Außerdem bestimmen die Duftkonzentrationen maßgeblich den Preis. Je höher der Anteil an Parfümölen, desto teurer ist das Produkt.

Nehmen Sie sich beim Testen der infrage kommenden Düfte unbedingt ausreichend Zeit, damit sich die Duftnoten entwickeln können. Probieren Sie nicht mehr als drei bis fünf Düfte aus, um Ihre Nase nicht zu überfordern. Am besten, Sie sprühen den Duft zunächst auf einen Teststreifen auf. Testen sie ihn erst dannach auf Ihrer Haut, wenn er Ihnen gefällt.

Duftstoffe in Kosmetik: Liste der Inhaltsstoffe verweist auf enthaltene Produkte in absteigender mengenmäßiger Reihenfolge

haut.de: Duftkompositionen spielen nicht nur bei Duftwässern und Parfums eine Rolle. Auch in Deo, Seife, Shampoo oder Duschgel sind sie vorhanden. Woran erkennen Verbraucher:innen, dass ein kosmetisches Produkt Duftstoffe enthält?

A. Borchard-Becker: Schauen Sie in die Liste der Inhaltsstoffe. Hier werden Duftstoffmischungen als „Parfum“ angegeben oder die Duftstoffe einzeln genannt. Hilfestellung beim Identifizieren der chemisch klingenden Bezeichnungen bieten die Inhaltsstoff-Datenbank auf haut.de und die auf der Datenbank basierende COSMILE-App.

Unter der Überschrift Ingredients“ stehen dort die einzelnen Zutaten in absteigender Reihenfolge ihres mengenmäßigen Anteils: Bestandteile mit einem großen Anteil am Gesamtprodukt stehen somit vorn. Substanzen, die einen Anteil von weniger als ein Prozent haben, stehen ungeordnet am Ende der Auflistung. Alle Inhaltsstoffe müssen in den international geltenden INCI-Bezeichnungen (International Nomenclature of Cosmetic Ingredients) genannt werden.

Duftstoffe in Kosmetik: Unverträglichkeiten durch allergische Reaktionen bei Kontakt

haut.de: Duftstoffe und Duftstoffmischungen können in seltenen Fällen Unverträglichkeiten in Form einer allergischen Reaktion auslösen – Stichwort: Kontaktallergie. Was können Betroffene tun, um eine allergische Reaktion zu vermeiden?

A. Borchard-Becker: Sie müssen beim Einkauf die Inhaltsstofflisten der Kosmetikprodukte genau studieren. Damit finden sie heraus, ob sie das Produkt vertragen oder ob diese in ihrem Fall allergieauslösende Stoffe enthalten. Das gilt ebenfalls bei Auslobungen wie „parfümfrei“ oder „duftstofffrei“. Hierbei rate ich unbedingt an, vor dem Kauf das Verzeichnis der Inhaltsstoffe sorgfältig zu prüfen. Dadurch gehen Allergiker:innen sicher, dass keine individuell unverträglichen Stoffe enthalten sind.

Duftstoffe in Kosmetik: Siegel des Deutschen Allergie- und Asthmabundes (DAAB) als Leitlinie

Zudem weist das Siegel des Deutschen Allergie- und Asthmabundes (DAAB) auf Produkte hin, die frei von Duftstoffen und anderen möglichen Allergieauslösern sind. Ein zusätzlicher Blick in die Liste der Inhaltsstoffe trägt dazu bei, das persönlich passende und verträgliche Produkt zu kaufen.

Und auch, wenn Allergiker:innen Produkte gefunden haben, die „ihre“ allergieauslösenden Duftstoffe nicht enthalten, ist es ratsam, die Zusammensetzung in regelmäßigen Abständen zu überprüfen. Denn die Hersteller verändern ihre Rezepturen gelegentlich.

Duftstoffe in Kosmetik: Die INCI-Bezeichnung von kosmetischen Inhaltsstoffen erleichtert, Duftstoffe und andere Inhaltsstoffe zu identifizieren

haut.de: Welche Rolle kommt der INCI-Deklaration kosmetischer Produkte zu? Haben Sie Tipps, wie Verbraucher:innen noch einfacher feststellen können, ob ein kosmetisches Produkt einen Stoff enthält, auf den er oder sie allergisch reagiert?

Borchard-Becker: Die INCI-Bezeichnung von kosmetischen Inhaltsstoffen erleichtert es Verbraucher:innen, Duftstoffe und andere Inhaltsstoffe auf den Verpackungen zu identifizieren. Duftstoffe, die vergleichsweise häufig Allergien auslösen, müssen einzeln mit ihrer INCI-Bezeichnung aufgeführt werden, wenn ihr Anteil im Produkt eine bestimmte Menge überschreitet.

Duftstoffe in Kosmetik: Wer an Kontaktallergien oder Unverträglichkeiten leidet, legt in der COSMILE-App einen entsprechenden Filter an

Allerdings können Verbraucher:innen mit den chemischen Namen häufig wenig anfangen und es kann schwer fallen, die kompliziert klingenden Verbindungen in der Liste der Inhaltsstoffe sicher zu erkennen. Unterstützung bietet die COSMILE-App. Sie ermöglicht es, sich gleich beim Einkauf einen schnellen Überblick über die Zusammensetzung von Kosmetikprodukten zu verschaffen.

Wer an Kontaktallergien oder Unverträglichkeiten leidet oder bestimmte Inhaltsstoffe meiden möchte, kann in der COSMILE-App einen entsprechenden Filter anlegen. Anhand eines kleinen Symbols sehen Verbraucher:innen auf einen Blick, ob das betreffende Produkt den Stoff enthält. Das erspart langes Lesen und Suchen in der Liste der Inhaltsstoffe.

Ein weiterer Vorteil der App ist, dass sie die Testsubstanzen aus den ärztlichen Allergie-Tests in die Bezeichnungen „übersetzt“. Die sind dann, auf den Kosmetikprodukten zu finden. So werden die betreffenden Stoffe direkt markiert.

Herzlichen Dank für das interessante Interview!

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[Text/Bild: haut.de/Verbraucher-Initiative]