IM GESPRÄCH MIT… PRIMAVERA-Mitgründerin Ute Leube

München/ Oy-Mittelberg. „IM GESPRÄCH MIT …“ ist ein Interviewformat der renommierten deutschen Personalberatung Rochus Mummert Executive Consultants GmbH. Ute Leube, PRIMAVERA-Mitgründerin, Gesellschafterin und Beirat des Unternehmens, gab dort aktuell ein Interview. Sie ließ dabei zunächst die Anfangsjahre seit 1986 Revue passieren. Weitere Themen:

  • Aktuelle geschäftliche Veränderungen in der Branche
  • Der Prozess des Generationswechsels bei PRIMAVERA
  • Frauenförderung im Unternehmen
  • Tipps für Unternehmensübernehmer und -Gründer

Silke Fußbahn, Associate Partner der Personalberatung und langjähriges Mitglied der Geschäftsleitung der Shiseido Group mit den Schwerpunkten Brand Management, Commercial Leadership, Business Development, Change Management und internationales Country Management in Osteuropa führte dazu das Gespräch.

IM GESPRÄCH MIT: Frau Leube, Sie haben PRIMAVERA vor über 30 Jahren gegründet. Wie kam es dazu?

Ute Leube: Ein Produkt zu entwickeln, das einen Beitrag zu einem gesunden und freudvollen Leben leistet, war für mich und Kurt L. Nübling, der bis heute Geschäftsführer bei PRIMAVERA ist, der größte Antrieb. Wir glauben fest an unsere duftenden Naturprodukte, sie lösen noch immer Begeisterung in uns aus. Ich denke, das ist sicher einer der Gründe, warum wir uns nicht beirren ließen und über die vielen Jahre mit vollem Herzen drangeblieben sind. Die Aromatherapie ist nach wie vor spannend. Jede neue Erkenntnis, jedes Forschungsergebnis bestätigen ihre Bedeutung und Kraft aufs Neue.

IM GESPRÄCH MIT: Wurde Ihnen das Unternehmertum in die Wiege gelegt?

Ute Leube: Wir waren Pioniere und haben lediglich davon geträumt, ätherischen Ölen in Bio‑Qualität eine größere Bedeutung in der Gesellschaft zu verschaffen – und wurden belächelt. Heute will jeder Bio in seinem Leben haben. Es gab auch Zeiten, da hingen wir am seidenen Faden, hatten Krisen und Lehrgeld gezahlt, da uns die unternehmerische Erfahrung fehlte und die damalige Bankenkrise uns das Leben schwer machte. Vor PRIMAVERA führte ich einen Naturkostladen in München und Kurt hatte eine Banklehre gemacht. Beide sind wir, unabhängig voneinander, durch die Welt gereist und haben uns in unterschiedlichen Kulturkreisen für Heilsames aus der Natur interessiert. Während wir ›einfach nur‹ gute Pflanzenprodukte für unseren Freundes‑ und Familienkreis herstellen wollten, gründen Start‑Ups heutzutage mit komplexen Businessplänen. Unser Controlling sah so aus, dass wir Belege in Schuhkartons sammelten, heute haben wir 250 Mitarbeitende. Es war einfach eine andere Zeit.

IM GESPRÄCH MIT: Wie blicken Sie heute auf die Gründungsjahre zurück?

Ute Leube: Wenn wir gewusst hätten, was auf uns zu kommt, hätten wir es vermutlich nicht gewagt. Gleichzeitig waren wir so begeistert vom Produkt und den vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten. Rückblickend kann ich sagen, dass gerade die schwierigen Zeiten besonders wertvoll waren. Von ihnen haben wir am meisten gelernt.

IM GESPRÄCH MIT: Wie hat sich das Business verändert?

Ute Leube: Es ist spannend, wie sich der Markt entwickelt. Die Gesellschaft und unsere Kunden wollen etwas verändern und suchen immer mehr die Nähe zur Natur. Die jüngeren Generationen informieren sich gezielt und umfassend, insbesondere über die sozialen Medien. Mit der gestiegenen Aufmerksamkeit rund um Nachhaltigkeitsthemen nimmt auch das Interesse an unseren Produkten und der Wissensvermittlung im Sinne von korrekter Anwendung und Dosierung stark zu. Für PRIMAVERA passen diese Entwicklungen gut zu unserer Unternehmensphilosophie, denn es geht uns sehr stark um ein gutes Miteinander zum Wohl von Mensch und Natur. Mit PRIMAVERA beweisen wir seit der Gründung, dass ein Unternehmen mit Verantwortung gut wirtschaften und gleichzeitig von hohen ethischen und ökologischen Idealen getragen sein kann. Damit sind wir auch ein Stück weit Vorreiter.

IM GESPRÄCH MIT: Wie erleben Sie den Prozess des Generationswechsels bei PRIMAVERA?

Ute Leube: Die richtige Nachfolge zu finden ist genauso anspruchsvoll wie damals der Aufbau des Unternehmens. Ich bin heute „nur“ noch im Beirat tätig, wo es natürlich auch viel um strategische Ausrichtungen geht. Einige Bereiche begleite ich als Beraterin mit dem Blick von außen. Kurt ist aktiver Geschäftsführer. Wir haben in der Vergangenheit diverse Führungsvarianten ausprobiert und Stand heute könnten wir uns gut vorstellen, dass PRIMAVERA perspektivisch von einem breit aufgestellten Management geführt wird. Für uns ist es sehr wichtig, den Markenkern, das, was PRIMAVERA wirklich ausmacht, zu pflegen und weiterzuentwickeln. Das ist weit mehr als eine bestimmte Sortimentspolitik oder geschicktes Marketing. Es verlangt eine bestimmte innere Haltung, die gelebt werden muss, sonst erkennen unsere Kunden sie nicht als glaubwürdig. Das erwarten wir auch von unserem zukünftigen Management. Ich würde sagen, wir sind derzeit in einer sehr konstruktiven Findungsphase, was den Generationenwechsel bei PRIMAVERA angeht.

IM GESPRÄCH MIT: Welche Rolle spielt das Thema Frauenförderung im Unternehmen?

Ute Leube: Ich vertrete voller Überzeugung die Meinung, dass Frauen nicht aufgrund ihres Geschlechts, sondern aufgrund ihrer Kompetenzen und ihrer Resonanz mit der Firmenkultur eingestellt werden sollten. Natürlich gab es schon immer genauso viele kompetente Frauen wie Männer, aber die Herausforderung von Familie und Beruf war und ist für Frauen besonders groß, speziell in Managementpositionen. In den letzten 30 Jahren haben sich die Bedingungen für berufstätige Mütter glücklicherweise deutlich verbessert. Ich freue mich zu beobachten, dass Frauen gleichzeitig selbstbewusster und mutiger geworden sind und sich einfach mehr zutrauen. Heute ist die Hälfte unseres Führungskreises weiblich, während das Verhältnis von Frauen zu Männern in der Gesamtbelegschaft seit Gründung ziemlich konstant bei 80:20 liegt. Unsere Team‑ und Bereichsleitungen entwickeln wir gerne aus dem Unternehmen heraus, wo sie mit ihren Aufgaben wachsen und mehr Verantwortung übernehmen können.

IM GESPRÄCH MIT: Haben Sie Tipps für Menschen, die gerade selbst ein Unternehmen übernehmen oder übergeben?

Ute Leube: „Schlägt mein Herz dafür?“ – Das ist die wichtigste Frage, die sich Menschen an persönlichen Wendepunkten stellen sollten. Dann gelingen alle Herausforderungen und die werden sicherlich kommen. Anderen Gründerinnen und Gründern rate ich, alles dafür zu tun, dass sich die Gründungsvision zum Besten aller Beteiligten weiterentwickeln kann. Dann findet sich auch der richtige Zeitpunkt für das „Loslassen“

Abdruck des Interviews erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rochus Mummert Executive Consultants GmbH.

[Text/Bild: Rochus Mummert; kosmetiknachrichten.de / PRIMAVERA]