Der europäische Einzelhandel in den 27 Staaten der Europäischen Union wächst. Dieses Fazit zog das Institut für Handelsforschung (IfH) aus Kön in einer neuen Studie. Die Finanzkrise hatte demnach zwar mit einem Umsatzrückgang auf -2,5 Prozent in 2009 negative Spuren hinterlassen. Doch schon in 2010 konnte bereits wieder ein Umsatzplus von +1,7 Prozent verzeichnet werden, so IFH-Mitarbeiterin Dr. Susanne Eichholz-Klein. Diese Entwicklung ergab sich trotz anhaltender Krisen in Ländern wie Griechenland, Spanien, Portugal oder Irland.
„Im Vergleich dazu zeigt sich der deutsche Einzelhandel recht bescheiden“, erklärte Eichholz-Klein weiter. Obwohl für 2010 und für 2011 ein Wachstum von zwei Prozent vorliege, sei der deutsche Handel nur um 0,4 Prozent pro Jahr gewachsen. Grund genug für viele deutsche Einzelhändler ihr Wachstum ins Ausland zu verlagern.
Insbesondere die osteuropäischen Länder bergen – allein durch ihre hohen Bevölkerungszahlen – ein enormes Potenzial. Das Kaufkraftvolumen gestalte sich zwar in den Ländern der EU 27 sehr unterschiedlich, so die Wissenschaftlerin weiter. Aber allein die Steigerung des privaten Verbrauchs in den ärmeren Ländern offenbart ein Riesenpotenzial. Die Strukturen gleichen sich dadurch an Eichholz-Klein: „Heute geben 12 Bulgaren mit Pro-Kopf-Ausgaben von 1022 EUR soviel aus wie ein Luxemburger mit 12.231 EUR. 1995 lag das Verhältnis noch bei 54 zu 1! Das weckt angesichts stagnierender Inlandsmärkte Begehrlichkeiten.“
Vor allem die deutschen Unternehmen, die sich in margenarmen Warengruppen bewegen, suchen ihr Heil im Ausland. Dies sind die großen Unternehmungen des Lebensmittelmarktes, die Nonfood-Fachmarktkonzepte der Drogeriemarkt- und der Baumarktszene sowie preisaggressive Filialisten wie Fressnapf.
Auch andere westeuropäische Handelsformate expandieren. Das zeigte sich in wandelnden Handelsstrukturen, die sich auf dieselbe Formel in allen Ländern der EU zusammenfassen lassen, so die Expertin. Ihr Fazit:“ Der Umsatzwachstum von Discountern, Filialisten und Fachmärkten sinkt zugunsten der traditionellen Formate Kauf- und Warenhäuser, kleinbetrieblicher, nichtfilialisierter Fachhandel und traditioneller Lebensmittelhandel.“
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