
Wien. Der Konjunkturreport Einzelhandel Österreich 2024 des Handelsverbandes Österreich (HV) liegt vor. Dieser im Auftrag des HV vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung erstellte Bericht zeigt eine solide Entwicklung im österreichischen Einzelhandel auf. „Während die wirtschaftliche Gesamtstimmung im Land weiter von Unsicherheiten und einer mittlerweile mehrjährigen Rezession geprägt ist, konnte der Einzelhandel in Österreich im Jahr 2024 laut Statistik Austria nominell ein Umsatzwachstum von 2,7% (real +0,9%) erzielen.“ So heißt dazu in der Mitteilung des HV an seine Mitglieder. „Die erste Gesamtjahresprognose von HV und WIFO aus dem Vorjahr trat damit exakt wie prognostiziert ein“, so der Verband weiter.
In Zahlen heißt das für 2024: Der heimische Einzelhandel erwirtschaftete damit insgesamt (ohne Kfz und Tankstellen) im Vorjahr einen Nettoumsatz von 77,2 Mrd. Euro. Das entspricht somit einem nominalen Plus von 2,7% gegenüber 2023. Allen Unkenrufen zum Trotz entwickelte sich das Weihnachtsgeschäft zudem erfreulich, Im Dezember 2024 stieg der Umsatz kalenderbereinigt um 4,6% (real +3,1%). Bereits der November lieferte mit +3,8% (real +2,9%) ein solides Ergebnis.
Konjunkturreport Einzelhandel Österreich 2024: Konsumklima bleibt angespannt, Arbeitsmarkt rückläufig
Nach der positiven Umsatzentwicklung zum Jahresende 2024 ist die Konsumstimmung inzwischen wieder verhalten. Während sich die rückläufige Inflation positiv auf das Verbrauchervertrauen auswirkt, dämpft die steigende Arbeitslosenquote die Ausgabenbereitschaft. Angesichts der schwierigen allgemeinen Wirtschaftslage ist die zuletzt positive Umsatzentwicklung im Einzelhandel deshalb bemerkenswert. Der HV dazu: „Unsere Branche beweist damit einmal mehr ihre Widerstandsfähigkeit in herausfordernden Zeiten.“
Auf dem heimischen Arbeitsmarkt geht der Bestand an unbesetzten Stellen zudem seit Monaten deutlich zurück. Auch im Einzelhandel betrug der Rückgang allein im Dezember fast -25%. Aktuell gibt es im österreichischen Einzelhandel (inkl. Kfz) aber immer noch 9.339 offene Jobs in allen Regionen Österreichs. Die sind, unmittelbar zu besetzen.
Konjunkturreport Einzelhandel Österreich 2024: Die Sparquote steigt heuer auf 12%. Die Inflation auf 3,3%
Die österreichische Staatsverschuldung summiert sich allerdings mittlerweile auf über 398 Milliarden Euro. Das entspricht somit einer Schuldenquote von fast 83% (die EU-Maastricht-Vorgabe liegt bei 60%). Die heimische Bevölkerung setzt hingegen verstärkt aufs Sparen. Die schwache Konsumdynamik spiegelt sich damit vor allem in einer höheren Sparquote wider. Das WIFO erwartet dort heuer einen Anstieg auf 12%. Der Verband: „Damit liegt unser Land im EU-Vergleich im oberen Spektrum.“
Nach einem Rückgang auf 2,0% im Dezember zog die Teuerungsrate im Jänner 2025 wieder auf 3,3% an. Preistreiber sind dort aktuell Haushaltsenergie (aufgrund des Auslaufens preisdämpfender Maßnahmen wie der Strompreisbremse) sowie Restaurants, Hotels und Dienstleistungen. Der Preisauftrieb bei Industriegütern und Lebensmitteln verlangsamte hingen deutlich. Der Handel agiert damit weiterhin inflationsdämpfend.
Konjunkturreport Einzelhandel Österreich 2024: Verbrauchervertrauen in Österreich und Deutschland im Sinkflug
Der WIFO-Konjunkturreport zeigt zudem, dass sich die Stimmung im Einzelhandel seit November schrittweise verbessert hat. Allerdings kühlte sich das Verbrauchervertrauen in den letzten Monaten merkbar ab. Laut dem harmonisierten EU-Konsumklimaindikator lag dabei das Verbrauchervertrauen in Österreich im Jänner bei -19,2 Punkten. Auch für Deutschland wies der EU-Indikator zuletzt eine Verschlechterung der Konsumstimmung aus. Der Rückgang auf -11,9 Punkte dort allerdings sanfter ausfiel. „Insgesamt sind damit die heimischen Haushalte im Vergleich zu Deutschland aktuell deutlich pessimistischer in ihrem Stimmungsbild“, so der HV dazu.
Konjunkturreport Einzelhandel Österreich 2024: Der Blick nach vorne zeigt vorsichtigen Optimismus für 2025
Die Erwartungen für 2025 sind zwar verhalten, aber es gibt durchaus positive Impulse. „Wir erwarten für 2025 und 2026 ein moderates Wirtschaftswachstum von 0,6% bzw. 1,2%. Die Gesamtjahresinflation dürfte dabei heuer 2,3% betragen. 2026 rechnen wir mit 2%“, betont der Handelsverband.
Der Handelsverband bleibt deshalb optimistisch, dass durch gezielte wirtschaftspolitische Maßnahmen das Comeback Österreichs gelingen kann. „Davon sind wir aufgrund der jüngsten politischen Entwicklungen leider noch entfernt. Es bräuchte dringend eine Entbürokratisierungsoffensive, eine Innovationsoffensive, eine Entlastungsoffensive und eine Anreizoffensive“, erklärt der Handelsverband. „Das erwartet der Handel von der nächsten Bundesregierung, um den 93.000 österreichischen Handelsunternehmen und mehr als 700.000 Beschäftigten eine positive Zukunftsperspektive zu ermöglichen“, so der HV dazu weiter.
Auf europäischer Ebene scheine die Botschaft endlich angekommen zu sein. Das aktuell von der EU-Kommission verabschiedete Arbeitsprogramm bewertet der Handelsverband deshalb überwiegend positiv. In den Planungen stehen dort Wettbewerbsfähigkeit, Resilienz und eine Regulierungsvereinfachung ganz weit oben auf der Agenda. Einen wichtigen Beitrag könnten vor allem die vorgesehenen Fitness-Checks leisten, mit denen bestehende Vorschriften geprüft werden sollen, so der Verband.
Den vollständigen Konjunkturreport Einzelhandel gibt es HIER.
[Text/Foto: Handelsverband Österreich/Trend]