Green Beauty: Mintel sieht fünf Gesichtspflege-Trends für 2021

London. Green Beauty ist im Beauty-Bereich durch das Thema Nachhaltigkeit längst nicht mehr wegzudenken, findet Mintel. Das internationale Marktforschungsunternehmen berichtet dazu, dass jeder fünfte Deutsche aussagt, dass Umweltbelange infolge der Corona-Pandemie eine höhere Priorität erhalten haben. Die Anforderung an Kosmetikfirmen ist dementsprechend groß. Wasserfreie, recycelbare Formate, Upcycling, nachfüllbare Verpackungen und Karbonneutralität: die Innovationen und Ansätze der Hersteller sind vielfältig. In diesem Artikel beleuchtet deshalb Alex Fisher von Mintel die größten Nachhaltigkeits-Trends. Sie analysiert dabei an Beispielen, wie Hersteller geschickt auf das wachsende Interesse nach nachhaltiger Gesichtspflege reagieren können.

Green Beauty: Nachfüllbare Verpackungen

Im Hinblick auf wiederverwendbare und nachfüllbare Verpackungen sahen sich Kosmetikunternehmen in den letzten Jahren verstärktem Druck ausgesetzt. Jene Formate tragen nicht zur Reduktion von Verpackungsmaterialien bei, sondern können den Verbrauchern einen zusätzlichen Mehrwert anbieten. Beispiel:

  • “Run out. Refill. Reuse.”: Dieser Devise folgend ist Tata Harpers Water-Lock Moisturizer (USA) in einem Tiegel mit Nachfüllkapsel erhältlich. Die silikonfreie Feuchtigkeitscreme zieht leicht ein und besitzt dank Orangen-Peptiden, Auszügen des Granatapfels und Hyaluronsäure eine glättende Wirkung – und soll sich daher ideal als Primer eignen.

Green Beauty: Recycling- & Upcycling-Innovationen

Die Verwendung von organischen Abfällen ist nicht nur umwelt-, sondern potenziell auch kostenschonend. Sie ist damit eine Win-Win-Situation für Kosmetikunternehmen. Beispiele:

  • Dieses Hautpflegeöl „Organic Sea Buckthorn + Pure Soldier Grub Oil“ von Point68 (USA) besteht zu 20 Prozent aus Larvenöl der Schwarzen Soldatenfliege, eines der weltweit nährstoffreichsten und nachhaltigsten Futterinsekten. Die Fliege ernährt sich hauptsächlich aus organischen Abfällen. Sie leistet deshalb von diesem Aspekt aus betrachtet ebenfalls einen Beitrag zur Abfallverwertung.
  • Die „Bio Restore Membrane“ von Haeckels (Großbritannien) ist eine abfallfreie Sheet-Maske für die Augen. Die Membran wurde aus Agar aus den Zellwänden spezieller Algenarten gewonnen. In der mitgelieferten Petrischale lassen sich die Masken nach Verwendung auflösen. Zudem soll auch die Verpackung aus nachhaltigen Materialien bestehen.

Green Beauty: Natürliche Inhaltsstoffe aus der Region

Die Pandemie hat das Interesse an regionalen Kosmetikprodukten befeuert: Ein Drittel der Deutschen gibt an, Kosmetika mit lokal bezogenen Inhaltsstoffen aus ihrer Region zu bevorzugen. Beispiele:

  • Die französische Indie-Brand L’Accent stellt dazu eine interessante Fusion aus Gesichtspflege- und Make-up dar. Dieser verlieh die Marke selbst den Namen „dermo-maquillage“. Für das feuchtigkeitsspendende Produkt sammelt das Unternehmen in der südfranzösischen Gebirgsreihe Cevennen Kastanien. Dieses ergibt zermahlen ein feines, leicht gefärbtes Puder, das überdies reich an natürlichen Antioxidantien ist.
  • Zur Herstellung ihrer Balm nutzt Montamonta x London Honey Co’s (Großbritannien) wiederum Bienenwachs. Jener entstammt dabei einem städtischen Bienenvolk, das auf den Dächern des Londoner Tate Moderns und des königlichen Teehauses Fortnum & Mason angesiedelt ist.

Green Beauty: Auf dem Weg zur Karbonneutralität

Bei der Karbonneutralität handelt es sich um einen ganzheitlichen Ansatz zur Reduktion der CO2-Emissionen und dahingehend zum Schutz des Klimas und der Umwelt. Unter Anbetracht der gesamten Lieferkette bieten überwiegend Indie-Brands derartige Produkte an, um den Bedürfnissen der Verbraucher wie auch unserer Erde weitestgehend gleichwertig gerecht zu werden. Beispiel:

  • Bolt Beauty (Großbritannien) ist mit „Skincare Capsules“ Hersteller natürlich abbaubarer, nachfüllbarer und karbonneutraler Hautpflegeprodukte. Die biologisch abbaubaren Pflegekapseln des Unternehmens bestehen aus Carrageen, in Rotalgen vorkommende Kohlenhydrate, und werden in nachfüllbaren Gefäßen verkauft, die dem Unternehmen zufolge ein „Leben lang“ halten sollen.
  • Die australische Marke Sukin bietet vegane und tierversuchsfreie Pflegeprodukte an. Von der Herstellung bis zum Transport ihrer Produkte wie auch dem Elektrizitätsverbrauch ihrer Büroräume ist sie dank Klimakompensation karbonneutral. Das Unternehmen versucht damit, jeder durch Kohlenstoffdioxid emittierenden Aktivität entgegenzuwirken, um möglichst keinen CO2-Fußabdruck zu hinterlassen.

Green Beauty: Wasserfreie und –sparende Pflegeprodukte

Um den Nachhaltigkeits- und Qualitätsbedenken der Verbraucher gerecht zu werden, feilen einige Hersteller derzeit an wasserfreien Kosmetikprodukten. Mintels Globaler Neuproduktdatenbank (GNPD) zufolge entfiel im Jahr 2019 knapp die Hälfte aller neu auf den Markt gebrachten wasserfreien Kosmetika auf die Hautpflege-Kategorie. Stick-Formate sind dabei nur ein Beispiel für wasserfreie Schönheits- und Pflegeprodukte. Neben dem Nachhaltigskeitsaspekt ist ein weiterer Vorteil, dass sich „Waterless Beauty“ teils preiswerter herstellen lässt als reguläre Produkte auf Wasserbasis. Zudem kann die Eliminierung bzw. Reduktion des Wasseranteils in Pflegeprodukten zur Stabilität der Inhaltsstoffe beitragen, insbesondere derjenigen, die leicht oxidieren und nicht lange haltbar sind, wie etwa Vitamin C. Ein weiterer Pluspunkt: die so komprimierten Produkte lassen sich zudem ideal auf Reisen mitnehmen.

Green Beauty: Elixir solide Visage und Enzyme Cleanser 

  • Dieses vegane Gesichts-Elixir solide Visage von Pachamamai (Frankreich) enthält natürliche Aktivstoffe, die der Haut Feuchtigkeit und Pflege spenden. In Berührung mit der der Haut verwandelt sich die feste Textur in eine sanfte Creme, die sich leicht verteilen lässt.
  • Bei dem Enzyme Cleanser von Dr. Barbara Sturm (Deutschland) handelt es sich um einen Gesichtsreiniger mit sanftem Peeling-Effekt. Das Besondere: Bei Kontakt mit Wasser verwandelt sich die hauchzarte Pudertextur in einen Reinigungsschaum für ölige und Mischhaut.

In Sachen wasserfreier Innovationen ist die Kategorie „Seifen, Dusch- und Badeprodukte“ dabei, der Hautpflege den Rang abzulaufen. Begründet werden kann dies mit der Corona-Pandemie, in deren Verlauf eine Reihe neuer Körperreinigungsartikel auf den Markt gebracht wurden. Somit sorgt auch in diesem Bereich „grünes Licht“ für eine Vielzahl von nachhaltigen Innovationen.

[Text/Bild: Alex Fisher, Mintel/ Haeckels]