Dayli Insolvenz wirft Fragen auf: Ab wann die wirtschaftlichen Schwierigkeiten vom Schlecker-Nachfolger dayli tatsächlich absehbar? Mit diesem Thema beschäftigt sich das österreichische „Wirtschaftsblatt“ in seiner Ausgabe vom 16. Juli. Waren das die zwischenzeitlich eingestellten oder reduzierten Mietzahlungen an Vermieter von verschiedenen Geschäftslokalen oder der Ein- und wieder Ausstieg des Glücksspielkonzerns Novomatic?
Verhandlungen zum Mietzahlungserlass fanden von August bis November 2012 statt
Klar ist jedenfalls hinsichtlich der Mietzahlungen folgendes, so Autor Oliver Jaindl: „Während im August 2012 nur kurz angeklungen ist, dass man auch mit Vermietern einen Obolus aushandeln werde, hat sich diese Phase tatsächlich laut dem WirtschaftsBlatt vorliegenden internen Schreiben bis in den Spätherbst 2012 gezogen.“
Das erste Schreiben, aus dem der Bericht zitiert, ist von Ende August 2012. Jaindl: „Darin bedankt sich ein Dayli-Prokurist höflich für die „Unterstützung des Dayli-Neustarts“ sowie dafür, dass „im Zeitraum vom 01.09.2012 bis 28.02.2013 kein Mietzins“ überwiesen wird. Das Goodie für den Vermieter: Die mittlerweile in ein Insolvenzverfahren geschlitterte Kette verpflichtete sich, den Mietvertrag bis September 2014 nicht zu kündigen.“
Und weiter: „Noch Anfang Oktober 2012 wurde einem steirischen Vermieter mit wortidenter Dankesformel mitgeteilt, dass man zwischen 1. April und 30. Juni 2013 keine Miete zahlen wird. Der Mietvertrag wurde um zwei Jahre bis zum 30. April 2015 verlängert.“ Dasselbe gilt für eine Schreiben vom 21. November 2012, kurz bevor Novomatic bei dayli am 23. November einstieg. „Man bedankte sich in einem Brief höflich für die „Unterstützung“ des noch immer laufenden „Neustarts“, heißt es im Wirtschaftsblatt. „Hier wurde die Aussetzung der Mietzahlungen von Juni bis Ende 2012 – also großteils rückwirkend – besiegelt.“
Dayli: Mietnachlässen waren aus Liquiditätsgründen nötig
Jaindl: „Alle drei Filialen sind von der jüngsten Schließungswelle nicht betroffen.“ Er hält dazu die Antwort auch von Dayli fest: „Die Aushandlung von Mietnachlässen war im Vorjahr aus Liquiditätsgründen nötig. Dem Vernehmen nach habe das aber nicht ausgereicht – danach erfolgte der Einstieg von Novomatic.“
Dayli Insolvenz wirft Fragen auf – Glücksspielkonzern Novomatic steigt ein und wieder aus
Novomatic, der österreichische Glücksspielkonzern übernahm dann bei dayli am 23. November 2012 die Hälfte der Anteile, heißt es in einem Bericht des Wirtschaftsblattes aus jenen Tagen. Spekuliert wird damals über einen kräftigen Zuschuss in den noch jungen Drogeriemarktfilialisten. Tatsächlich war es anders, wie das Magazin in einem Bericht zum Ausstieg von Novomatic am 23. Mai 2013 festhält: „Laut Börseprospekt hat das Unternehmen für seine 45-Prozent-Beteiligung nur einen Euro gezahlt, zusätzlich aber ein Darlehen über zehn Millionen Euro gewährt.“
Sonntagsöffnung als internes Streitthema
Ein inhaltliches Streitthema zwischen den beiden Partnern ist zwischenzeitlich der Sonntagsverkauf, den dayli-Gründer Rudolf Haberleitner anstrebt. Novomatic ist dagegen und fordert zwischenzeitlich den Partner nach ersten Protesten von Gewerkschaft, Politik und Kirche zur Aufgabe der Pläne auf (25. April 2013). Das geschieht.
Am 26. April 2013 bittet das Unternehmen zudem um Zahlungsaufschub bei den Lieferanten. Am 29. Mai erfolgen schon die ersten Kündigungen und Schließungen bei dayli. Am 1. Juli verschwindet in Italien ein Koffer mit 1 Million Euro, der bei der Investrorensuche helfen soll.
[Text/Logo: Wirtschaftsblatt; Eigenrecherche/dayli]
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