HDE und ver.di gründen Beirat „Demografischer Wandel“ für den Einzelhandel

Der Handelsverband Deutschland (HDE) und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) wollen sich den gravierenden Auswirkungen einer alternden und schrumpfenden Erwerbsgesellschaft auf den Einzelhandel stellen. Dazu haben die Tarif- und Sozialpartner nun im Rahmen des Demografie- und Tarifprojekts „ZusammenWachsen-ArbeitGestalten“ einen gemeinsamen „Beirat für den Einzelhandel“ gegründet, in dem sie sich zusammen mit Arbeitsforscherinnen und Arbeitsforschern für eine „alternsgerechte und lebensphasenorientierte Arbeitsgestaltung“ engagieren werden. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales unter dem Dach der Initiative Neue Qualität der Arbeit gefördert.

Ziele des Beirats

– Die Tarif- und Sozialpartner beraten nun erstmals in einem neu geschaffenen Beirat über die tarifpolitischen Anforderungen an eine alternsgerechte und lebensphasenorientierte Arbeitsgestaltung im Einzelhandel. Der gemeinsame Beirat wird in Zukunft regelmäßig zusammen kommen. Im Sommer soll zu diesem Thema eine erste Branchenkonferenz stattfinden.

– Hintergrund der Beiratsarbeit ist der demografische Wandel in Deutschland mit seinen weitreichenden Folgen wie der Alterung und Schrumpfung der Erwerbsbevölkerung. Die Sozialpartner haben deshalb die Notwendigkeit erkannt, gemeinsam die Arbeitsbedingungen zu gestalten, um den Beschäftigten zu ermöglichen, gesund und motiviert bis zum Erreichen des gesetzlichen Rentenalters im Einzelhandel zu arbeiten. Dazu wird auch eine entsprechende Weiterentwicklung der Tarifverträge im deutschen Einzelhandel geprüft.

– Die Sozial- und Tarifpartner werden von einem wissenschaftlichen Team bei der praktischen Erprobung und Diskussion von verschiedenen Wegen zu alternsgerechter Arbeitsgestaltung unterstützt. Die Sozialpartner verfolgen damit das Ziel, langfristig praxistaugliche Gestaltungsansätze für die Betriebe und die Beschäftigten zu finden.

Stellungnahmen: Demographischer Wandel betrifft den Einzelhandel

Stefanie Nutzenberger, Bundesfachbereichsleiterin ver.di Handel erklärt zu diesen ehrgeizigen Zielen: „Der demografische Wandel führt dazu, dass gute alternsgerechte Arbeit sowie die Vereinbarkeit von beruflicher Arbeit und privater Pflegeverantwortung ebenso an Bedeutung gewinnen wird wie Qualifizierung und Weiterbildung. Da Belegschaften älter, weiblicher und multikultureller werden, müssen auch die Arbeitsplätze in der Handelsbranche gesundheitsförderlich und familienfreundlich gestaltet sein. Darüber hinaus müssen die Beschäftigten mit guter Führung und lebenslangem Lernen begleitet werden – dieser gemeinsamen Zukunftsaufgabe werden wir uns stellen.“

Ulrich Köster, Vorsitzender des tarifpolitischen Ausschusses im Handelsverband Deutschland (HDE), ergänzt: „Der Einzelhandel beschäftigt sich bereits seit langem in der Personalarbeit mit den Folgen des demografischen Wandels. Arbeitgeber und Gewerkschaften wollen gemeinsam von guten Beispielen und Erfahrungen in der Branche lernen. Wir wollen zudem tarifliche und rechtliche Rahmenbedingungen beeinflussen, so denn dies erforderlich ist, um die demografische Herausforderung positiv für Mitarbeiter und Unternehmen zu gestalten.“

Tatjana Fuchs (Wissenschaftliche Projektleiterin, Gesellschaft für Gute Arbeit) unterstreicht die Bedeutung einer nachhaltigen Arbeitsgestaltung: „Die arbeitswissenschaftliche Forschung zeigt, dass gesundheits- und lernförderliche Arbeitsbedingungen einen entscheidenden Beitrag für den Erhalt von Gesundheit und Leistungsfähigkeit leisten. Um diese Erkenntnis aus der Forschung in der Breite der Branche zu verankern, ist das Engagement der Tarifvertragspartner von herausragender Bedeutung: Tarifverträge können einen idealen Rahmen für alternsgerechte Arbeit in der Branche schaffen.“

Tarifverhandlungen 2013 beschäftigten sich bereits damit

Die inhaltliche Bedeutung des Projekts hat sich bereits bei den letzten Tarifverhandlungen nieder geschlagen: Die Ende 2013 abgeschlossenen neuen Tarifverträge für den Einzelhandel in den Bundesländern widmen dem demografischen Wandel einen eigenen Punkt unter der Überschrift „Weiterentwicklung der Tarifverträge“.

Hintergrundinformation: Demografie- und Tarifprojekt ZusammenWachsen-ArbeitGestalten

Fit oder fertig? Die Antwort auf diese Frage hängt in einer alternden Gesellschaft entscheidend von der Qualität der Arbeitsbedingungen ab. Deren Entwicklung wollen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände, Personalverantwortliche und Betriebsräte, Politik und Wissenschaft in Zukunft nicht dem Zufall überlassen. Sie wollen gezielt Einfluss auf die Gestaltung guter Arbeitsbedingungen nehmen. Denn Arbeit gestaltet die Zukunft einer Gesellschaft und Tarifverträge gestalten Arbeit. Dazu dient das Projekt ZusammenWachsen – ArbeitGestalten, das bisher größte Demografie- und Tarifprojekt zur Zukunft der Dienstleistungsbranchen.

Das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales unter dem Dach der Initiative Neue Qualität der Arbeit (www.inqa.de) seit 2011 geförderte Projekt bringt erstmalig bedeutende Spitzenvertreter der Tarif- und Betriebspolitik aus den Dienstleistungsbranchen Handel, Pflege, Sozial- und Erziehungsdienst, ÖPNV und Straßenmeistereien zusammen. Ihr gemeinsames Anliegen ist es, langfristig die Gestaltung der Arbeit aktiv und konstruktiv zu beeinflussen und so den Herausforderungen des demografischen Wandels mit betrieblichen Modellen und einer nachhaltigen Tarifpolitik zu begegnen. www.zusammenwachsen-arbeitgestalten.de

Die Initiative Neue Qualität der Arbeit: Zukunft sichern, Arbeit gestalten

Die Initiative Neue Qualität der Arbeit ist eine gemeinsame Initiative von Bund, Ländern, Verbänden und Institutionen der Wirtschaft, Gewerkschaften, der Bundesagentur für Arbeit, Unternehmen, Sozialversicherungsträgern und Stiftungen. Ihr Ziel: mehr Arbeitsqualität als Schlüssel für Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland. Dazu bietet die im Jahr 2002 ins Leben gerufene Initiative inspirierende Beispiele aus der Praxis, Beratungs- und Informationsangebote, Austauschmöglichkeiten sowie ein Förderprogramm für Projekte, die neue personal- und beschäftigungspolitische Ansätze auf den Weg bringen. Weitere Informationen unter www.inqa.de

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